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Umfrage unter Medizinstudenten in Deutschland zum Thema:

Medizinischer Arbeitsmarkt und Internet

(Kurzfassung, abstract)

Flensburg, im Mai 1996


Inhaltsverzeichnis

1. Vorgehen und Ausgangslage

2. Auswertung der Fragen

3. Beobachtungen und Feedback

4. Folgerungen und Ansatzpunkte


1. Vorgehen und Ausgangslage

Die Umfrage wurde im Dezember 1995 in schriftlicher Form an allen in Deutschland bekannten Fachschaften der Medizin durchgeführt. Medizin in diesem verwendeten Sinne bezeichnet Humanmedizin. Andere Fachrichtungen (Tier- und Zahnmedizin als Beispiel) wurden nicht in die Analyse einbezogen. Es handelte sich um ein Fragebogen mit geschlossenen Fragen, die auch Ranking-Möglichkeiten vorsahen sowie offene Fragen, die differenzierte Stellungnahmen zuliessen.

Ziel dieser Umfrage war es, Informationen über den medizinischen Arbeitsmarkt zu erhalten und die "User"-Gewohnheiten der Medizinstudenten bezüglich des Internets zu beleuchten. Darauf aufbauend sollen Möglichkeiten entwickelt werden, das Internet als Medium für diesen Arbeitsmarkt zu nutzen (Bewerbung, Beratung,etc.). Die momentanen Möglichkeiten und Risiken in dem Bereich "Medizin/Internet" , die in dieser Studie angerissen werden sollen auch als Entscheidungsgrundlage für Personalverantwortliche und Personalberater dienen, das Internet als Instrument des Personalmarketings zu verwenden.


2. Auswertung der Fragen

An der Umfrage nahmen ausschliesslich Studenten der Humanmedizin an deutschen Universitäten teil.

Berufsziel bei fast allen Umfrageteilnehmer: Arzt (klassischer Arzt, niedergelassener Arzt)

Ein nicht signifikanter Teil gab Spezialrichtungen an (z.B. HNO, Gynäkologie/Urologie).

Aus dieser Antwort lässt sich folgern, dass Medizinstudenten noch eine sehr konservative und statische Berufsperspektive haben. Herkömmliche Denkstrukturen über Berufsfelder können dieser Einstellung zugrunde liegen. Es ist schon auffällig, dass keine exotischen Berufsfelder (Unternehmensberater, Gesundheitscoach in Unternehmen, etc.) genannt wurden.

Deutlich mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer war männlich (77 %).

Das Durchschnittsalter in der Umfrage lag bei 24,6 Jahren. Die geringe Standardabweichung von 1,6 lässt auf ein sehr homogenes Feld schliessen (bezüglich der Studiensituation) schliessen. Auch bei der durchschnittlichen Semesterzahl von 8,1 bzw. der entsprechenden Standardabweichung von 1,5 ist eine hohe Homogenität des Umfragefeldes feststellen. Aus diesem Grunde ist bei Verallgemeinerungen der Ergebnisse auf die Gesamtheit der Medizinstudenten entsprechende Vorsicht geboten.

In der ersten Frage sollten Informationen darüber gewonnen werden, in welchen Bereichen Praktika/Famulaturen von Medizinstudenten absolviert werden

Die Auswertung führt zu folgendem graphischen Ergebnis:
Chart 1, Verteilung von Praktika und Famulatur nach Bereichen (auch Mehrfachnennungen möglich

Auffällig in dieser Auswertung ist, dass der Krankenhausbereich einen hohen Stellenwert einnimmt. Dies ist deshalb nicht verwunderlich, weil eine "Krankenhausstation" während des Studiums quasi zum Pflichtprogramm gehört.

Keine Praktika werden in den Bereichen Pharmaindustrie und kaufmännischer Bereich absolviert.

Die Rubrik "anderer Bereich" setzt sich ausschliesslich aus Arztpraxen zusammen.

Bei der zweiten Frage wurde ein Ranking der Kontaktmedien vorgenommen, die den Studenten für Praktika und Famulaturen dienen.

Das Ranking wurde von 1 (hohe Wichtigkeit) bis 3 (geringe Wichtigkeit) konstruiert. Im folgenden drei Charts, die jeweils die Ergebnisse für eine Rankingstufe (1,2, oder 3) geben.

Chart 2, Kontaktmedien für Praktika und Famulatur (Ranking mit 1)

Interessant bei dieser Auswertung ist, dass die "Mund zu Mund Propaganda" und die Initiativbewerbungen einen hohen Stellenwert einnehmen.

Es gibt demnach eine geringe institutionelle Struktur für die Vergabe von solchen Plätzen. Deutlich wird auch, dass Zeitungen bei Praktika und Famulatur keine Intermediärfunktion übernehmen. Insgesamt ist dieser Markt von einer hohen Eigeninitiative der Studenten gekennzeichnet.

Auch bei der graphischen Auswertung des Ranking mit 2 zeigt sich, dass die Eigeninitiative einen hohen Stellenewert hat. Der Faktor "Mund zu Mund" Propaganda nimmt den ersten Platz in dieser Rankingstufe ein. Dies kann darauf hindeuten (auch wenn man das Ranking mit 1 nochmals betrachtet), dass es in diesem Bereich ein gut ausgebautes informelles Netzwerk gibt, welches aus den universitären Kontakten im wesentlichen gespeist wird.


Chart 3, Kontaktmedien für Praktika und Famulatur (Ranking mit 2)
Auch beim Ranking mit 3 ergibt sich erwartungsgemäss ein ähnliches Bild. Hier überwiegt ebenfalls die Komponente Eigeninitiative. Die Medien Fachzeitungen, regionale und überegionale Zeitungen sowie Fachschaften spielen keine Rolle.


Wieder nimmt das Medium "Mund zu Mund Propaganda" den höchsten Stellenwert ein.

Die graphische Auswertung führt zu folgendem Bild:

chart 4, Kontaktmedien für Praktika und Famulatur (Ranking mit 3)
In der dritten Frage der Umfrage wurde nach den potentiellen Kontaktmedien für den ersten Arbeitgeber gefragt.

Bei der Analyse der Antworten wird deutlich, dass auch hier die Initiativbewerbungen den höchsten Stellenwert einnehmen. Auf dem zweiten Platz landet der sogenannte andere Weg, eine Möglichkeit also, die nicht im Fragebogen vorgegeben wurde. der andere Weg setzt sich aus folgenden Möglichkeiten zusammen:

  • "Mund zu Mund Propaganda"

  • Persönliche Kontakte

  • Beziehungen

  • Praktika

  • Arbeit im Krankenhaus

Graphische Auswertung der dritten Frage


Chart 5, Kontaktmedien erster Arbeitgeber (Mehrfachnennungen möglich)
Auffällig ist, dass bei der Stellensuche (erster Arbeitgeber) auf bekannte Intermediäre zurückgegriffen wird. Die Zeitungen und insbesondere die Fachpublikationen nehmen hier einen grossen Raum ein. Neben der Fachpublikation DÄB hat auch die FAZ einen hohen Stellenwert als Kontaktmedium.

Der "andere Weg" nimmt hier die zweite Stelle ein.

Als Alternativen zu den vorgegebenen Möglichkeiten wurden genannt:

  • Krankenhäuser anschreiben

  • Beziehungen (über Praktika, Doktorarbeit)

  • Persönliche Kontakte, Vorstellungen

In der vierten Frage wurde nach der generellen Einschätzung des Arbeitsmarktes für junge Mediziner gefragt.


Chart 6, Einschätzung des Arbeitsmarktes für junge Mediziner


Signifikant bei diesem Chart ist, dass der Arbeitsmarkt nicht ganz so schlecht von den Studenten eingeschätzt wird, wie dies in der Öffentlichkeit publiziert wird.

Die Zahl 3 bedeutet hier die Bewertung gut. Bei -3 hingegen ist die Einschätzung sehr negativ. Bei 0 wird der Arbeitsmarkt neutral eingeschätzt.

Die häufigsten Nennungen fielen auf die Bewertung Null. Es handelt sich bei der weiteren Betrachtung um eine rechtsschiefe Verteilung. Die Ausprägungen "links" des Mittelwertes von 1 sind höher als die "rechts" des Wertes. Daraus lässt sich folgern, dass tendenziell der Arbeitsmarkt schlecht eingeschätzt wird, aber nicht katastrophal.

In der fünften Frage (offene Frage) wurde nach Bereichen gefragt, in denen eine Überschussnachfrage bzw. ein Überschussangebot an Medizinern besteht.

Hier einige Statements, die häufiger fielen:

  • alle Stellen in Krankenhäusern und Instituten überlaufen (Flaschenhals AiP)

  • freie Stellen für Anfänger noch in Arztpraxen, Reh und Psychosomatischen Kliniken sowie in England , GB und Dänemark

  • auf Facharztniveau gibt es noch einige freie Praxen im ländlichen Bereich

  • Mediziner drängen zunehmend in fachfremde Berufe (Lektorat, Journalismus, Pharmavertretung, allerdings kleiner Markt)

  • Überschussnachfrage in Psychiatrie, Geriatrie, klinischer Forschung, Allgemeinarzt, Amtsarzt, Proktologie

  • Überschussangebot in Gynäkologie, Innere Medizin , Pädiatrie, Chirurgie, HNO

  • zu viele alte niedergelassene Ärzte, die nicht in Rente gehen wollen

In der sechsten Frage wurden Fragen zur Nutzung des Mediums Internet gestellt.

Die Frage, ob überhaupt Internet als Medium verwendet wird, wurde von
61 % mit JA
beantwortet.




Bei denjenigen, die das Internet nutzen, ergab sich eine durchschnittliche Surfdauer pro Woche von 2,8 Stunden. Pro Sitzung wurde im Durchschnit 0,8 Stunden gesurft. Alle Medizinstudenten (dieser Umfrage), die Internet nutzen, haben ihren Netzzugang über die UNI.

Die siebte Frage sollte darüber Aufschluss geben, für welche Bereiche die Medizinstudenten einen medizinischen online-Dienst im Internet nutzen würden.


Chart 7, Interessante Bereiche eines medizinischen online-Dienstes im Internet
Interessant an dieser Analyse ist, dass die Jobsuche einen hohen Stellenwert bei den Medizinstudenten einnimmt.

Die anderen Bereiche wurden wie folgt angegeben:

  • Info-Austausch
  • fachübergreifende Infos
  • Fachschaft
  • Informationen (Versicherung, Bafög, Soziales)

In der letzten offenen Frage wurde nach der Akzeptanz einer theoretischen ersten Kontaktaufnahme mit einem Arbeitgeber über das Internet gefragt.

Hier einige Statements, die eine Meinungstendenz erkennen lassen:

  • theoretisch gut, aber aufgrund des kaum zu realisierenden Datenschutzes problematisch
  • für Inlandsfragen unnötig, für Auslandsfragen sinnvoll
  • Infomaterial OK, Kontaktaufnahme eher persönlich
  • OK, Chefärzte wahrscheinlich zu verkrustet
  • eigentlich effektiv - OK
  • gute Möglichkeit, würde davon Gebrauch machen , muss es erst lernen (Medizinstudentin ohne Internet-Kenntnisse)
  • keine Initiativbewerbung, aber auf Angebote reagieren

3. Beobachtungen und Feedback

Bezüglich der Internet-Nutzung ist zusammenfassend festzustellen, dass die Akzeptanz eines medizinischen online-Dienstes hoch ist, und vor allem aus Gründen der Jobsuche genutzt würde.

Sehr sensibel reagieren Medizinstudente auf kommerzielle Angebote. Als Erklärung kann die generelle studentische Einstellung zu Fragen des Kommerzes dienen.

Die Auswertung hat ergeben, dass für Stellen während des Studiums (Praktika/Famulatur) die Studenten Eigeninitiative ergreifen, bei Stellen für junge examinierte Mediziner aber auf Intermediäre zurückgegriffen wird.

Auffällig ist auch, dass es grosse geographische Unterschiede innerhalb Deutschlands in der Internetnutzung gibt. In den neuen Bundesländern ist das Internet noch weitgehend unbekannt bzw. wird nur sehr selten von den Studenten genutzt. Die Ballungszentren und Grossstädte weisen eine sehr hohe Nutzungsquote auf.

Zu bedenken hierbei ist allerdings, dass das Internet eines der am schnellsten wachsenden Medien ist und die hier veröffentlichten Informationen sehr schnell veralten.


4. Folgerungen und Ansatzpunkte

Die Umfrage hat ergeben, dass das Internet bei den Studenten schon als Informationsmedium etabliert ist und auch weiterhin an Bedeutung gewinnen wird.

Für die Personalveratnwortlichen und Personalberater ist von grosser Bedeutung, dass die Jobsuche auch im Internet von den Studenten begrüsst und beinahe “erwartetÒ wird. Es ist daher von strategischer Wichtigkeit, eine imagewirksame Präsenz im Internet zu schaffen, in der Mediziner sich über Arbeitgeber, Personalberater informieren können und andere Informationsquellen nutzen können. Langfristig wird damit auch die Besetzung von Führungspersonal im medizinischen Bereich mit dem Medium Internet erfolgen.

<<ENDE>>


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