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Ärzte Zeitung, 19.04.1999 Lyse bei Hirninfarkt - Es geht voran
Von Professor Otto Busse
Positive Veränderungen Für Patienten mit Hirninfarkt hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Intensive Aufklärung hat dazu beigetragen, daß mehr Kranke frühzeitig in die Klinik kommen und die ersten Schlaganfall-Anzeichen nicht mehr so häufig auf die leichte Schulter genommen werden.

 

Lyse in Deutschland noch  nicht zugelassen. Und das ist gut so. Denn unterstützt durch die Ergebnisse der 1998 publizierten ECAS-II-Studie nehmen immer mehr Zentren bei Patienten mit nachweislich ischämischem Insult eine systemische Lysetherapie mit rt-PA vor. Diese ist für Patienten, die innerhalb von drei Stunden nach Symptomenbeginn behandelt werden, in den USA bereits zugelassen. Für Deutschland wird die Zulassung in absehbarer Zeit erwartet.

 

Nur sehr wenige Menschen kommen früh genug ins Krankenhaus. Allerdings erst fünf bis acht Prozent der Patienten, die mit einem ischämischen Insult in eine neurologische Klinik kommen, erfüllen derzeit die strengen Auswahlkriterien einer solche Akutbehandlung. Werden diese nicht erfüllt, drohen Blutungskomplikationen. Dennoch kann mit der Lyse das Ausmaß der Letalität und Morbidität klar gemindert werden. Das belegen auch sorgfältige Metaanalysen aus den drei Studien zur systemischen Thrombolyse. Nach der ECAS-II-Studie etwa kann bei 140 von 1000 innerhalb von drei Stunden behandelten Patienten Tod oder Pflegebedürftigkeit verhindert werden. Dies heißt auch, daß nur sieben Patienten behandelt werden müssen, um bei einem den Tod oder eine Pflegebedürftigkeit zu verhindern.

 

Das Zeitfenster kann größer als drei Stunden sein. In einigen Zentren geht man sogar langsam über das Drei-Stunden-Zeitfenster hinaus. Rationale dafür ist die Überlegung, daß die Chancen für den Erfolg einer systemischen Thrombolyse nicht ausschließlich von der starren Einhaltung eines Zeitfensters abhängen, sondern vom Ausmaß des minderdurchbluteten Hirngewebes, das nicht schon strukturell, sondern nur funktionell geschädigt ist und somit von einer Reperfusion profitiert.

 

Neue Substanzen werden erforscht. Ein weiterer positiver Ausblick bei der Lysetherapie sind Studien mit neuen Substanzen, etwa mit dem Schlangengift Ancrod, und zur lokalen intraarteriellen Lyse. Hier wurden in der PROACT-Studie mit Prourokinase gute Ergebnisse in einem Zeitfenster von drei bis sechs Stunden erreicht. Dies alles läßt hoffen, daß in Zukunft noch mehr Insult-Patienten für eine Lyse in Frage kommen.

 

Nur Experten können die Lyse anwenden. Trotz aller positiven Effekte gilt aber nach wie vor: Das Verfahren gehört in die Hände von Schlaganfallexperten. Nur so kann garantiert werden, daß wenig gravierende Nebenwirkungen wie eine intrazerebrale Blutung auftreten und die Lyse nicht in Mißkredit gerät.

Professor Dr. Otto Busse ist Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum Minden.

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