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Andreas Wawrzinek, Mark Mattson, Nature Medicine, 06.08.1998

Wissenschaftler stoppen den programmierten Tod von Hirnzellen

Apoptose bei neurodegenerativen Erkrankungen. Neurodegenerative Erkrankungen, wie etwa Alzheimer gehen oftmals mit dem Verlust von Nervenzellen im Gehirn einher. Vor ihrem Untergang sammeln sich in den gefährdeten Hirnzellen toxische Stoffe an oder lebenswichtige Eiweiße werden nicht mehr in hinreichender Menge produziert. Die Zellen lösen dann den programmierten Zelltod, die sogenannte Apoptose, aus. Dazu werden bestimmte Gene abgelesen, wobei die dabei entstehenden Proteine die Destruktion der Zellen verrichten.

 

Im Versuch ist es gelungen, die Apoptose aufzuhalten. Die Apoptose gehört normalerweise zu den Schutzmechanismen des Körpers, mit dem er sich etwa gegen entartete Krebszellen wehrt. Im Gehirn kann die Apoptose jedoch größeren Schaden anrichten, der zum Verlust von Gedächtnis und Persönlichkeit bei den Betroffenen führen kann. Viele Wissenschaftler arbeiten daher an der Aufklärung der Mechanismen der Apoptose in der Hoffnung, den programmierten Zelltod im Gehirn aufhalten zu können. Dem Anatomen und Neurobiologen Mark Mattson und seinen Kollegen von der Universität Kentucky scheint dies nun zumindest bei Nervenzellkulturen im Reagenzglas gelungen zu sein.

 

Das Gen zur Koordinierung des Proteins Par-4 wurde blockiert. Die Wissenschaftler blockierten in den Zellen das Gen, welches das Protein Par-4 kodiert. Von Par-4 ist bereits seit längerem bekannt, daß es eine zentrale Rolle bei der Apoptose spielt. Wie Mattson und seine Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes "Nature Medicine" berichten, erwiesen sich die gentechnisch veränderten Nervenzellen in den Untersuchungen als bemerkenswert resistent gegen den programmierten Zelltod.

 

Wodurch wird Apoptose begünstigt? Die Apoptose von Nervenzellen wird offenbar durch Ablagerungen von Amyloid-beta (A-beta) begünstigt, die man als sogenannte Plaque in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten findet. Die Ablagerungen erhöhen darüber hinaus die Menge an freien Radikalen in den Nervenzellen. Auch freie Radikale stehen in dringendem Verdacht, die Apoptose in Hirnzellen auszulösen. Die Wirkung von A-beta-Ablagerungen und den freien Radikalen wird durch einen bestimmten Erbfaktor verstärkt, das Presenilin-1-Gen. Menschen, die dieses Gen besitzen, laufen Gefahr, sehr früh in ihrem Leben an Alzheimer zu erkranken. Eine weitere Gefahr für Nervenzellen entsteht, wenn in den Zellen die Konzentration an Nerven-Wachstumsfaktoren abnimmt. Auch dies kann zur Apoptose führen.

 

Durch die Blockierung von Par-4 sinkt das Risiko für Alzheimer. Nicht nur im Gehirn von Alzheimer-Patienten, sondern auch in Nervenzellkulturen kann man diese Zusammenhänge beobachten. Nachdem die Forscher in den Kulturen jedoch selektiv das Gen für Par-4 abgeschaltet hatten, führten weder A-beta-Ablagerungen, noch freie Radikale oder der Mangel an Wachstumsfaktoren zum Tod der Zellen. "Dies zeigt deutlich die Notwendigkeit des Par-4-Gens in der molekularen Kaskade, die den Beginn eines Zelltodes signalisiert", erklärt Mattson den Befund. Außerdem scheint "Par-4 eine wichtige Rolle sowohl bei der seltenen, vererbten Form der früh beginnenden Alzheimer-Erkrankung zu haben, wie auch bei der mehr allgemeinen spät auftretenden Form der Krankheit."

 

Ziel der Forschung nach Medikamenten. Mit diesen Funden wird Par-4 zum potentiellen Ziel von Medikamenten, um den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung zu mildern. Offenbar ist aber noch ein langer Weg mit vielen wissenschaftlichen Experimenten und klinischen Versuchen notwendig, bis ein solches Medikament zur Verfügung steht. Die Wissenschaftler wollen nun die Rolle des Par-4-Gens auch bei anderen Hirnleiden untersuchen; so etwa bei Epilepsie, dem Parkinson-Syndrom oder der amyotrophischen Lateralsklerose. Mit Hilfe von Gentechnik sollen außerdem menschliche Par-4-Gene in befruchtete Eizellen von Mäusen eingeschleust werden. Würden die Gene in den Mäusen tatsächlich menschliches Par-4-Protein produzieren, hätte man womöglich ein brauchbares Tiermodell für die Entwicklung von Medikamenten.

 

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