Körpertemperatur
von 33 Grad soll das Anschwellen des Gehirns verhindern. |
In einen Kälteschlaf werden an der Heidelberger Uniklinik
Patienten mit einem schweren Schlaganfall versetzt. Kühldecken und wasserdurchströmte
Matten senken bei den lebensbedrohlich erkrankten und künstlich beatmeten Patienten die
Körpertemperatur über etwa drei Tage hinweg auf 33 Grad. Die Neurologen sind weltweit
Vorreiter einer neuen Schlaganfalltherapie, der sogenannten Hypothermie. Dabei soll die
Absenkung der Körpertemperatur ein Anschwellen des Gehirns verhindern und so weitere
Schäden vermeiden.
|
Erfolg
liegt in der größeren Überlebensquote. |
Seit dreieinhalb Jahren haben die Wissenschaftler rund 40
Patienten mit schweren Schlaganfällen auf diese Weise behandelt. Damit konnte die
Sterblichkeitsrate von 80 auf 40 Prozent gesenkt werden. "Man darf jedoch nicht damit
rechnen, daß man nach der Hypothermiebehandlung sofort laufend und sprechend aus der
Klinik herauskommt", unterstreicht der Neurologe Stefan Schwab. Der Erfolg liege vor
allem in der größeren Überlebensquote. |
Nur wenige kommen in Betracht. |
Nur wenige der jährlich 250 000 Schlaganfallopfer in Deutschland
kommen zur Zeit für die Kälteschlaftherapie in Betracht. Einzig Patienten mit einem
schweren Schlaganfall, einem sogenannten schweren Mediainfarkt, können auf die neue
Therapie in einigen Unikliniken wie Heidelberg, Erlangen oder München hoffen. Wie die
Kälteschlafbehandlung im einzelnen wirkt, ist noch nicht abschließend geklärt.
|
Ursache
des Schlaganfalls ist Mangeldurchblutung im Gehirn. |
Grundsätzlich handelt es sich beim Schlaganfall um eine
plötzliche Mangeldurchblutung des Gehirns. So kann ein Blutgerinnsel ein zum Gehirn
führendes Gefäß verstopfen. Bei 15 Prozent der Fälle ist das Platzen eines
Blutgefäßes Ursache für den Hirninfarkt. Daraufhin ergießt sich Blut in das
Gehirngewebe. |
Schlaganfall
schon mit 30. |
Der Schlaganfall ist nicht auf alte Menschen beschränkt. Er kann
bereits vom 30. Lebensjahr an auftreten. |
Hypothermie
versucht den Stoffwechsel im Gehirn zu senken. |
In jedem Fall führt ein Schlaganfall dazu, daß Hirngewebe wegen
der örtlichen Mangeldurchblutung abstirbt. Es bildet sich schließlich eine Entzündung,
und Wasser wird eingelagert. "Dieses Hirnödem führt dazu, daß vor allem innerhalb
der ersten drei bis fünf Tage nach einem Schlaganfall das Gehirn stark anschwillt",
erklärt Schwab. Hier setzt die Hypothermie an. Denn die Behandlung kann den Stoffwechsel
im Gehirn und damit auch das Einlagern von Wasser verringern. Auch Giftstoffe fallen
weniger an. Der Druck im Gehirn wird gesenkt.
|