Schlaganfall

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diepresse wien 03.06.1998

Neuartiger und schonender Eingriff bei Schlaganfall

Eine Weltneuheit für die Behandlung von Gefäßkrankheiten wurde jüngst am AKH Wien eingeführt.

Operative Beseitigung einer Engstelle in der Halsschlagader - die klassische Methode. Eine Engstelle in der Halsschlagader kann durch eine daraus resultierende Embolie zum Schlaganfall führen. Normalerweise wird diese Engstelle - präventiv vor oder kurativ nach einem Schlaganfall - mittels der klassischen Behandlungsmethode beseitigt: Operation unter Vollnarkose, Freilegung, Abklemmung und Eröffnung der Halsschlagader, Herausschälen des arteriosklerotischen Gewebes, Zusammennähen des Gefäßes. Nachteil der klassischen Technik: Schnitte, Narben am Hals, mögliche Wundheilungsstörung, eventuell Verletzung von Gesichtsnerven.

 

Die "Schlüsselloch - Chirurgie" Diese negativen Begleiterscheinungen kann eine Ballondilatation (Aufdehnung der Engstelle) mittels der sogenannten "Schlüsselloch-Chirurgie" weitestgehend verhindern.

 

Neu:
Einsetzen eines Stent soll Embolie verhindern.
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Das Hauptproblem bei beiden Eingriffsvarianten: "Es besteht die Gefahr, daß sich während des Eingriffs ein Teil des arteriosklerotischen Gewebes ablöst, ins Gehirn gelangt und zu einem Schlaganfall führt", erwähnt Univ.-Prof. Dr. Johannes Lammer von der Wiener Universitätsklinik für Radiodiagnostik, Klinische Abteilung für Angiographie und Interventionelle Radiologie (an dieser Abteilung wurde jüngst eine Weltneuheit eingeführt; davon später). Wenn man nun - so Lammer - anstatt nur zu dehnen, gleich einen Stent (röhrenförmige Prothese zum Offenhalten einer Engstelle) einsetzt, könne man eine Embolie wahrscheinlich verhindern.

 

Bis jetzt weniger als drei Prozent Schlaganfälle während der Operation. "Wir waren die ersten in Österreich, die im Dezember 1996 mit derartigen Eingriffen begonnen haben. Hier wird ebenfalls die minimal-invasive, also patientenschonende Methode angewandt." Bei den bisher 20 im Rahmen eines klinischen Versuchs erfolgten Operationen (Projektleiter ist Univ.-Prof. Dr. Siegfried Thurnher) sei es noch nie zu einem Schlaganfall gekommen. Ein Zentrum in Dortmund, an dem insgesamt schon mehr als 200 Patienten nach dieser Methode behandelt wurden, vermeldet bis jetzt weniger als drei Prozent Schlaganfälle während der Operation (bei herkömmlichen Eingriffen sind es drei bis fünf Prozent). "Wir sind nun dabei, genau zu untersuchen, ob es nicht doch zu stillen Embolien kommt, die keine Symptome machen", berichtet Lammer. Und: "Auch unsere Stents sind neuartig."

 

Normaler Stent = offenes Metallgitter. Ein normaler Stent besteht aus einem offenen Metallgitter, das innerhalb von sechs Monaten in die Gefäßwand einwächst. Vorteil des Metalls: geringe Infektionsgefahr; Nachteil: Restenose, also Wiederverengung des Gefäßes in 30 Prozent der Fälle.

 

Neuer Stent = Metall- Kunststoff- Mischung. "Wir verwenden neuerdings Stents aus einer Metall-Kunststoff-Mischung", erwähnt Lammer. Vorteil: Kaum bis keine Restenosen, Nachteil: erhöhte Infektionsgefahr. Daher - so der Radiologe - seien beim Einsatz von Metall-Kunststoff-Prothesen supersterile Bedingungen, aber auch optimale Röntgenbedingungen erforderlich (was ein nicht notwendigerweise supersteriler klassischer Angiographie-Raum oder ein Katheter-Labor bietet).

 

Modernste Behandlung "Diese zwei Konzepte haben wir nun in einem Raum zusammengelegt, also einen Angiographie-Raum mit einem Optimum an Röntgendiagnostik und einen Operationsraum mit supersterilen Voraussetzungen", erklärt Lammer. Und dieser spezielle Eingriffsraum für die modernste Behandlung von Gefäßkrankheiten sei eine Weltneuheit: Der Raum ist einerseits mit sterilen Schleusen für Personal und Patienten ausgestattet sowie entsprechend klimatisiert und hat andrerseits alle technischen Ausstattungen für operative Eingriffe.

 

"Frühzeitige Todesfälle bei Leberzirrhose können so verhindert werden." Hier werden fortan auch Leberzirrhosen, vor allem damit verbundene Komplikationen, behandelt. Normalerweise geht das Blut, das für die Verdauung gebraucht wird, durch die Leber. Bei Leberzirrhotikern aber kann es nicht mehr durch, es kommt zu einem Stau, der unter anderem zu Krampfadern in der Speiseröhre führen kann. Platzen diese, kann das tödlich enden. "Wenn man nun von der Pfortader in der Leber hinauf zum Herzen einen Stent einsetzt, kann das Blut wieder ungestört fließen", sagt Lammer.

 

Leberzirrhose kann nicht verhindert werden. Die Methode der Leber-Stents sei so neu nicht, bloß: Bislang bestand, da die Stents aus Metall waren, die Gefahr der Wiederverengung. "Mit unseren neuartigen Kunststoff-Metall-Stents können wird diese Gefahr umgehen." Der Eingriff werde ebenfalls minimal-invasiv durchgeführt. Allerdings: Die Leberzirrhose selbst könne damit nicht beseitigt werden. "Aber viele Patienten sterben während der Wartezeit auf ein Lebertransplantat an den Folgen einer Speiseröhrenblutung, und diese frühzeitigen Todesfälle können wir mit so einem Eingriff verhindern."

 

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