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PNAS,
Harvad-Universität, 29.09.1998 |
Schadensbegrenzung
nach einem Schlaganfall möglich |
Sterbende Hirnzellen lösen einen "Selbstmord"
gesunder Hirnzellen aus.
Bücherliste Zelltod |
Wenn im Gehirn ein Blutgefäß platzt oder blockiert wird, beginnt
die Kaskade eines Schlaganfalls: Da Hirnzellen einen hohen Energieverbrauch haben, sterben
innerhalb kurzer Zeit Zellen ab, die wegen der Unterbrechung im Blutfluß keinen
Sauerstoff mehr erhalten. Anschließend gehen aber auch Hirnzellen zugrunde, die
eigentlich noch ausreichend mit Blut versorgt werden. Sie bekommen jedoch von den
untergehenden Zellen ein Signal, daß einen programmierten Zelltod auslöst.
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Ziel ist die Unterbrechung der Signalkette. |
Wenn es Ärzten gelänge, die Signalkette zu unterbrechen,
könnten sie vielleicht zahlreiche Schlaganfall-Patienten vor größeren Komplikationen
bewahren. Bisher weiß man allerdings noch zu wenig von den zugrunde liegenden Mechanismen
des Zelltods, um gezielt Medikamente zu entwickeln. |
Ein chemischer Faktor der Signalkette wurde identifiziert. |
Eine Forschergruppe um Beverly Murray von der Medizinischen
Fakultät der Harvard-Universität hat jedoch ein in dieser Hinsicht interessantes Detail
des Vorganges entdeckt. Die Forscher berichten von ihren Fund in der aktuellen Ausgabe der
"Proceedings of the National Academy of Science": Ausgerechnet ein chemischer
Faktor, der ansonsten für die Entwicklung und Teilung von Zellen verantwortlich ist - die
sogenannte MAP-Kinase ERK - scheint Teil der tödlichen Signalkette zu sein. |
Die Chemikalie PD 098059 greift scheinbar in die
Signalkette ein. |
Die Wissenschaftler haben im Reagenzglas eine Kultur aus
Hirnzellen zur Überaktivität angeregt. Wie ein Schlaganfall, so führt auch eine lang
anhaltende Überaktivität von Hirnzellen in den programmierten Zelltod. Fügten die
Wissenschaftler der Zellkultur jedoch die Chemikalie PD 098059 hinzu, die die Aktivität
der MAP-Kinase blockiert, blieben die meisten Zellen trotz der Überaktivität
unbeschadet. Offenbar wurde die Signalkette für den Selbstmord unterbrochen.
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Im
Experiment wurde gezeigt: Es gehen nur halb so viele Hirnzellen zugrunde. |
In
weiteren Experimenten lösten die Forscher bei Mäusen gezielt Schlaganfälle aus und
verabreichten den Tieren gleichzeitig PD 098059. Die Folge: Durch den Schlaganfall gingen
bei den Tieren etwa nur halb so viele Hirnzellen zugrunde wie bei Mäusen, die das Mittel
nicht erhalten hatten. |
Wirksamkeit
am Menschen bisher nicht untersucht. |
Bisher
gibt es noch keine klinischen Studien, die die Wirksamkeit einer ERK-Blockade bei
betroffenen Menschen belegen. Bei den Tierversuchen wurde PD 098059 zudem gleichzeitig mit
oder kurz nach dem Schlaganfall verabreicht. Eine Therapie beim Menschen beginnt aber
meist erst Minuten oder gar Stunden nach dem Stopp des Blutflusses. Nach Meinung der
Wissenschaftler zeigen die Forschungsergebnisse jedoch, daß es generell möglich ist, den
fortschreitenden Zelltod nach einem Schlaganfall zu stoppen. Top |
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