Erste
Stroke unit in Rheinland-Pfalz. |
TRIER. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wird in den
nächsten Wochen eine der ersten von zunächst sechs Schlaganfall-Spezialstationen in
Rheinland-Pfalz in Betrieb genommen werden. Ziel ist laut Landesregierung die verbesserte
Versorgung der Bevölkerung. Durch die umfassende und vor allem innerhalb kürzester Zeit
einsetzende Behandlung sollen die Folgeschäden eines Schlaganfalls reduziert werden. Doch
innerhalb der Ärzteschaft und auch von Seiten vieler Krankenhäuser wird die Konzeption
der Landesregierung für die Realisierung der »Stroke Units« heftig kritisiert.
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Dafür
soll an anderen Krankenhäusern eingespart werden. |
Im Mittelpunkt stehen dabei Pläne des Gesundheitsministeriums,
gleichzeitig mit der Einrichtung der Spezialeinheiten den Versorgungsauftrag der übrigen
Krankenhäuser im Land zu beschneiden. In seiner Sitzung am heutigen Freitag diskutiert
der Mainzer Ausschuß für Krankenhausplanung darüber, welche Kliniken diese »negativen
Planbettenbescheide« erhalten. |
Verbesserte
Qualität wird ins Gegenteil verkehrt. |
Schlaganfallpatienten, die in einer Stroke Unit besser versorgt
werden können, sollen dann nicht mehr in den Regelkrankenhäusern akut behandelt werden.
»Dadurch würden regional zwangsläufig Versorgungsengpässe auftreten«, befürchtet Dr.
Dieter Everz, Präsident der Landesärztekammer, in einem Brief an Gesundheitsminister
Florian Gerster. Die positiven Bemühungen um eine verbesserte Versorgung der Patienten
verkehren sich nach Ansicht der Ärzteschaft durch die geplante Art der Umsetzung ins
Gegenteil. So sei es notwendig, zunächst in einer Testphase die Ergebnisse der neuen
Einrichtungen zu analysieren.
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An
der Realität vorbei? |
Einer der schärfsten Kritiker ist der Vorsitzende der
Bezirksärztekammer, Professor Dr. Bernd Krönig: »Der Sinn solcher Spezialstationen
steht außer Zweifel. Die Vorgehensweise, wie sie verwirklicht werden, ist jedoch nicht
realitätskonform. |
Wer
trifft die Entscheidung? |
Krönig hinterfragt vor allem, wer die Entscheidung darüber
treffen soll, wann ein Schlaganfall-Patient besser in ein Stroke-Unit oder doch »nur« in
ein Akutkrankenhaus eingewiesen werden soll. »Ein Rettungssanitäter ist mit einer
solchen Entscheidung doch überfordert.« In der Stadt Trier betroffen wären das
Evangelische Elisabeth-Krankenhaus, das Herz-Jesu-Krankenhaus, das Marienkrankenhaus
Ehrang und das Mutterhaus. Aber auch die Kliniken in Hermeskeil und Saarburg gehören zum
Einzugsgebiet des Brüderkrankenhauses, ebenso wie die Kliniken im Landkreis
Bitburg-Prüm. Und so hat sich auch Landrat Richard Groß als Mitglied im Landesausschuß
für Krankenhausplanung gegen die Pläne des Gesundheitsministeriums ausgesprochen.
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Weitere
Stroke units in Planung. |
Nicht betroffen von den Einschränkungen wären zunächst die
Krankenhäuser im Landkreis Bernkastel-Wittlich. In zwei bis drei Jahren sollen in
Wittlich und Zell weitere Schlaganfall-Einheiten eingerichtet werden. Spätestens dann
wird auch dort die Zuständigkeit neu geregelt. |
Schnelle
Versorgung wegen großer Entfernung oft nicht möglich. |
Professor Krönig sieht in der geplanten Form der Umsetzung der
Stroke Units nicht nur die Gefahr der Verunsicherung von Ärzten und Betroffenen.
Gravierend seien auch logistische Probleme: Die zum Teil weite Entfernung vom Wohnort der
Patienten zu den Spezialstationen machten eine Behandlung innerhalb der ersten Stunden
nach dem Schlaganfall in vielen Fällen schwierig. Außerdem könnten die neuen
Schlaganfall-Einheiten bei weitem nicht alle 16000 neuen Patienten im Jahr aufnehmen.
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